
Die Spiritualität als Grundstruktur alles Lebendigen geht weit über das hinaus, was traditionell als „spirituelle Praxis“ oder „glaubensbasierte Tätigkeit“ verstanden wird. Es handelt sich um eine fundamentale Dimension des Seins, die die Grundlage für alles Lebendige bildet. In dieser Perspektive ist Spiritualität nicht einfach eine Methode oder ein Set an Praktiken, die man auswählt oder ablehnt – sie ist die essenzielle Grundlage des Lebens selbst. Sie durchzieht jede Form des Lebendigseins und verbindet alle Wesen mit einer tieferen, transzendierenden Quelle, die hinter der physischen Welt und der Zeit existiert.
Spiritualität ist damit nicht nur ein Aspekt, der nachträglich ins Leben eingeführt wird, sondern eine immanente, natürliche Struktur, die jedem Lebewesen zugrunde liegt. Diese Quelle, die aus Liebe besteht, ist das, was uns als Menschen und Lebewesen überhaupt erst ermöglicht, uns mit der Welt zu verbinden und zu existieren. Sie ist nicht nur eine Erfahrung, sondern eine konditionierende Kraft, die das Fundament von allem bildet, was ist.
Die Konsequenzen dieser Sichtweise sind tiefgehend und weitreichend. Wenn wir Spiritualität als diese grundlegende Dimension verstehen, verändert sich unser gesamtes Verständnis von Leben, Gesundheit und menschlicher Entwicklung. Wir erkennen, dass jede Form des Lebens, von den kleinsten Zellen bis hin zu komplexeren Formen wie dem menschlichen Bewusstsein, in irgendeiner Weise mit dieser Quelle verbunden ist. Spiritualität wird zu einer lebensdurchdringenden Kraft, die nicht nur das individuelle Wohl beeinflusst, sondern auch kollektive und soziale Strukturen prägt.
In diesem Rahmen ist es nicht nur von Bedeutung, was wir tun, sondern auch wie wir unsere Existenz im Einklang mit dieser Quelle leben. Wenn wir uns mit der tiefen Essenz verbinden, die alles Leben durchdringt, entstehen Veränderungen – sowohl auf einer inneren, persönlichen Ebene als auch auf einer äußeren, gesellschaftlichen Ebene. Diese ganzheitliche Sicht auf Spiritualität fordert uns auf, uns selbst und die Welt nicht isoliert, sondern als miteinander verbundene Prozesse zu sehen, die in einem kontinuierlichen Wandel und Wachstum begriffen sind.
Das Verständnis von Spiritualität als die Grundstruktur alles Lebendigen fordert uns auch heraus, die negativen Auswirkungen zu erkennen, die entstehen, wenn wir diese fundamentale Verbindung verlieren oder in der horizontalen Dimension (also in den täglichen Erfahrungen und Herausforderungen des Lebens) gestört wird. Wenn Menschen durch Traumata, Glaubenssätze oder gesellschaftliche Muster von ihrer ursprünglichen Essenz entfremdet werden, entstehen Blockaden, die die Verbindung zur Quelle und damit zum inneren Haben und Sein verhindern. Die Wiederverbindung mit dieser Grundstruktur alles Lebendigen ist demnach keine Rückkehr zu einer Technik oder Methode, sondern eine Rückkehr zu einer tiefen, inneren und einfach sowie ausschließlich heilsam nutzbaren Wahrheit, die die Grundlage unseres Seins ausmacht.
© Ulrike Streck-Plath, Stand: 16. Februar 2025