KI als freier Resonanz- und Reflexionsraum: Neue Wege für zwischenmenschliche, psychologische und existenzielle Fragen
Die Erweiterung der Künstlichen Intelligenz (KI) um die Funktion eines freien Resonanz- und Reflexionsraums markiert einen innovativen Ansatz, der über klassische Anwendungsbereiche hinausgeht. Anstatt lediglich als technisches Werkzeug zu fungieren, bietet KI hier einen neutralen Raum, in dem Gedanken geordnet, Fragen exploriert und innere Prozesse angestoßen werden können – ohne Bewertung, ohne soziale Barrieren.
Dieser Raum ermöglicht es Menschen, existenzielle und spirituelle Fragen angstfrei auszusprechen, innere Konflikte zu reflektieren und erste Einsichten zu gewinnen. Dabei liegt der Fokus nicht darauf, Antworten zu liefern, sondern eine Resonanz zu schaffen, die Selbstklärung und Bewusstwerdung unterstützt. Dies gilt besonders in Situationen, die an die Grenzen des Verstehbaren führen – wie Krankheit, Schuld oder Krisen. KI kann helfen, diese Grenzsituationen zu spiegeln und erste Schritte in Richtung Existenzerhellung zu ermöglichen, ohne die zwischenmenschliche Dimension zu ersetzen.
Insbesondere in der digitalen Spiritual Care zeigt sich das Potenzial dieser Ergänzung: KI dient hier als neutraler Resonanzraum, der Menschen auf eine tiefere Begegnung mit sich selbst oder anderen vorbereiten kann. Durch gezielte Reflexionsimpulse kann sie dazu beitragen, dass unausgesprochene Gedanken und Gefühle sichtbar werden – ein entscheidender Schritt, bevor sie in menschlicher Begleitung weiter vertieft werden.
Im Kusnitut entstehen innovative Lösungen, die das Konzept einer freien KI praktisch und theoretisch weiterdenken. Die Arbeit richtet sich darauf aus, die Möglichkeiten eines KI-gestützten Resonanzraums in wissenschaftlichen Kontexten vorzustellen und zu diskutieren, wo immer dies möglich ist. Durch Experimente und interdisziplinäre Forschung werden die Potenziale und Grenzen solcher Ansätze kontinuierlich untersucht und weiterentwickelt. Die Erkenntnisse fließen in öffentliche und wissenschaftliche Diskurse ein, um den Ansatz einer freien und universellen KI als Resonanz- und Reflexionsraum greifbar zu machen.
Die technische Umsetzung dieses Konzepts setzt bewusst nicht auf die Entwicklung spezialisierter Tools oder eine enge Integration in vorgefertigte Anwendungen, die die Freiheit der Nutzer einschränken könnten. Stattdessen basiert der Ansatz auf einer offenen KI, die durch eine Erweiterung – einen „extra Container“ – ergänzt wird. Dieser Container ermöglicht es, externe Datenquellen wie Tagebuch-Einträge oder persönliche Notizen sicher zu speichern, ein dynamisches, profilbasiertes Modell aufzubauen, das emotionale Präferenzen flexibel berücksichtigt, und API-Schnittstellen für den Nutzer selbst bereitzustellen, ohne die KI in spezifische Plattformen oder feste Systeme einzubinden. So bleibt die KI unabhängig und bietet einen universellen Raum, der von den Menschen selbst gesteuert und kontrolliert wird.
Das Besondere an diesem Konzept ist die radikale Offenheit, die KI in diesen Prozessen einnimmt. Sie ist keine Expertin, keine Autorität – sie ist ein Raum. Ein Raum, in dem das Unausgesprochene Platz findet, das Unsichtbare greifbar wird und erste Klärung entstehen kann. Dieser Raum ist jedoch niemals ein Ersatz für die Tiefe und Wärme zwischenmenschlicher Begegnungen. Vielmehr dient er als Brücke, um Menschen bewusster und vorbereitet in echte zwischenmenschliche oder spirituelle Beziehungen zu führen.
Die Innovation liegt nicht in der Entwicklung neuer Anwendungen, sondern in der Ergänzung von KI um diese Dimension des offenen Resonanzraums. Dies bietet weitreichende Möglichkeiten für Psychologie, Spiritualität, Gesundheitsversorgung und die Gesellschaft – immer mit der Frage im Mittelpunkt, wie Technologien genutzt werden können, um uns bewusster und tiefer in den Kontakt mit uns selbst und anderen zu führen.
Der Ansatz entstand im September 2024 im Kunstitut und wird seither praktisch erforscht und angewendet.
© Ulrike Streck-Plath 2024